Verdauungsapparat der Katze

Verdauungsapparat der Katze
Wer sich den Verdauungsapparat der Katze einmal näher ansieht, wird zugleich auch Antworten auf diverse Fragen finden, wie z. B.: Kann Trockenfutter Katzenzähne reinigen? Warum ist ein hoher Kohlehydratanteil im Futter nicht artgerecht? Entzieht Trockenfutter dem Katzenkörper Wasser? Schauen wir uns den Verdauungstrakt unserer Fellnasen also mal genauer an.

Inhaltsverzeichnis

Der Verdauungsapparat der Katze

Maul

Das normale Gebiss einer ausgewachsenen Katze besteht aus insgesamt 30 bleibenden Zähnen (Abbildung im verlinkten Beitrag). Im Ober- und Unterkiefer finden sich je sechs Schneide- und zwei Eckzähne (= die Fangzähne), sowie zwei Backenzähne. Dazu kommen außerdem noch im Oberkiefer sechs, im Unterkiefer vier Reißzähne.

Im Gegensatz zu uns Menschen können Katzen keine Mahlbewegungen vornehmen, da sie lediglich über ein Schraniergelenk im Kiefer verfügen, das nur Auf-und-ab-Bewegungen ermöglicht.

Zähne und Kiefer sind also eindeutig auf das Erlegen und Zerteilen von Beute ausgerichtet. Die Nahrung wird auch nicht ausführlich gekaut, sondern lediglich in mundgerechte Häppchen zerteilt.

Trockenfutter zur Zahnreinigung?

Dieser Aufbau des Katzengebisses erklärt auch, warum Trockenfutter nicht zur Zahnreinigung dienen kann: Wenn die Pellets nicht ohnehin im Ganzen geschluckt werden, werden sie meist nur einmal „geknackt“. Dadurch kann kein ausreichender mechanischer Abrieb entstehen, um die Zähne zu reinigen. Wer sich das in der Theorie nicht vorstellen kann, braucht bloß einmal zuzusehen, wie Katzen Trockenfutter fressen und dann zum Vergleich, wie ausführlich zum Beispiel an einem Hühnerhals, der oft als „Zahnbürstenersatz“ für Katzen empfohlen wird, genagt werden muss.

Die endgültige Selbstenttarnung

Inzwischen gibt es immer mehr Dental-Spezialtrockenfutter (nur z. B. natürlich auch von den „üblichen Verdächtigen“ wie Royal Canin oder Hills). Dieses wird u. a. damit beworben, dass die Pellets größer sein sollen als bei normalem Trockenfutter bzw. eine spezielle Oberflächenstruktur haben sollen. Ergo will uns die Industrie nun also einreden, dass es ganz spezielles Trockenfutter brauche, um Katzenzähne zu putzen, während uns davor jahrelang eingeredet werden sollte, Trockenfutter per se sei doch ach so gut für die Zahnpflege… Ich hoffe sehr, dass da nicht nur ich das Gefühl habe, dass man mich als Verbraucherin für mehr als ein bisschen dumm verkaufen will…

Magen

Im Magen (rot in der obigen Skizze) entsteht der Nahrungsbrei. Über Magendrüsen werden dem Nahrungsbrei Sekrete zur Vorverdauung beigefügt. Diese Sekrete sorgen einerseits für ein saures Milieu, um die meisten Bakterien und Krankheitserreger abzutöten. Dafür, dass sich die Magenschleimhaut nicht selbst verdaut, sorgen andererseits alkalische Sekrete. Nach einigen Stunden wird der Nahrungsbrei dann portionsweise in den Dünndarm weitergeleitet.

Dünndarm

Der Dünndarm (gelb in der obigen Skizze) von Katzen ist ca. ein bis zwei Meter lang, also deutlich kürzer als bei Pflanzen- oder Allesfressern. Während bei Katzen der Dünndarm etwa zwei- bis dreimal so lang ist wie ihr Körper, hat er zum Beispiel bei Kühen das ca. 20fache ihrer Körperlänge. Diese Länge ist entscheidend für die Verdauung von Kohlenhydraten – und zeigt somit deutlich, dass der Verdauungsapparat der Katze nicht darauf ausgelegt ist, kohlenhydratreiche Kost zu verarbeiten.

Der Nahrungsbrei wird nun mit den Verdauungssäfte aus Leber (hellbraun in der obigen Skizze) und Pankreas (dunkelgrün in der obigen Skizze) weiter vermischt, sodass die Nährstoffe noch weiter zerlegt und über die Darmschleimwände ins Blut aufgenommen werden können. Die Darmzotten sorgen dabei dafür, dass die Aufnahmeoberfläche des Dünndarms enorm vergrößert ist.

Dickdarm und Rektum

Die unverdaulichen Nahrungsreste werden dann in den Dickdarm (hellgrün in der obigen Skizze) weitertransportiert. Die hier befindlichen Bakterien bauen unverdauliche Reste weiter ab. Außerdem erfolgt hier die Herausfilterung der Vitamine, die dann über die Dickdarmschleimwand aufgenommen werden. Schließlich werden dem bisher dünnflüssigen Nahrungsbrei hier noch Wasser und Elektrolyte entzogen, damit der Kot zu seiner normalen Konsistenz hin eingedickt wird. Im Rektum wird der Kot dann geformt, bevor er ausgeschieden wird.

Entzieht Trockenfutter dem Katzenkörper Wasser?

Da im Dickdarm der Nahrungsbrei eingedickt und ihm wieder viel Wasser entzogen wird, wird von Trockenfutter-VerteidigerInnen gerne argumentiert, dass Trockenfutter dem Körper keine Feuchtigkeit entziehen würde. Hier reicht aber ein einfacher Blick auf das, was oben hineinkommt und das, was unten herauskommt. Der normale Kot einer Katze hat doch eindeutig und für jeden klar ersichtlich eine deutlich andere Konsistenz als Trockenfutterpellets. Damit aus diesen Pellets normal geformter Kot wird, muss also einiges an Feuchtigkeit hinzukommen.

Normalerweise decken Katzen den Großteil ihres Wasserbedarfs über die Nahrung. Da Trockenfutter die Feuchtigkeit zu ca. 90 % entzogen ist, müssen Katzen, die (nur) Trockenfutter bekommen, sehr viel mehr trinken, als das, was ihren normalen Fress- und Trinkgewohnheiten entspricht. Dabei fängt das eigentliche Trinken erst dann an, wenn der fehlende Feuchtigkeitsgehalt des Trockenfutters ausgeglichen ist. Wer also seine Katze häufig trinken sieht, kann daraus noch lange nicht einfach schließen, dass sie ohnehin soooooooooooo viel trinkt bzw. dass sie es überhaupt schafft, ausreichend zu trinken.

Ein kleiner Test

Um einen Anhaltspunkt zu haben, wie viel Wasser aufgenommen werden muss, nur um den fehlenden Feuchtigkeitsgehalt des Trockenfutters auszugleichen, eignet sich der hier verlinkte Test. Leider wird selbst bei diesem Test immer wieder versucht zu argumentieren, dass er nicht funktionieren oder kein aussagekräftiges Ergebnis liefern würde. Doch, er funktioniert. Allerdings natürlich nur, wenn er ordentlich ausgeführt wird. Ein paar Brocken Trockenfutter in ein volles Glas Wasser zu werfen, nutzt da natürlich nichts um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erzielen. Auch  kann es schon sein, dass je nach Zusammensetzung und Verarbeitung verschiedene Pellets unterschiedlich (schnell) Wasser ziehen. Auflösen und Wasser ziehen müssen sie jedoch alle. Denn sonst müsste der Katzenkot aus Pellets oder „Pelletstaub“ bestehen.(; Also ja, man darf bei dem Test ruhig auch ein bisschen mit einer Gabel oder einem Löffel arbeiten – im Verdauungstrakt der Katze wirkt ja auch die Peristaltik.(;

Nassfutter im Vergleich

Zum Vergleich: Der Wassergehalt einer Maus beträgt etwa 60 % (DILLITZER, S. 7). Nassfutter hat im Schnitt einen Feuchtigkeitsgehalt von ca. 70 – 80 %. Wenn man die durchschnittliche Konsistenz von Nassfutter und von normalem Kot vergleicht, ist Kot etwas kompakter. Die Katze kann also Nassfutter üblicherweise sogar noch Feuchtigkeit entziehen, während sie bei Trockenfutter erst einmal eine ganze Menge Wasser trinken muss, um zumindest den fehlenden Feuchtigkeitsgehalt auszugleichen. Nicht umsonst empfehlen leider immer noch viele Tierärzten bei Durchfall, der Katze einige Tage nur Trockenfutter zu geben – eben weil es „Wasser bindet“ und so scheinbar den Durchfall stoppen kann.

Also ja: Nassfutter liefert der Katze üblicherweise zusätzliche Feuchtigkeit, die sie nicht mehr über das Trinken aufnehmen muss. Trockenfutter hingegen entzieht der Katze jede Menge Wasser, die sie erst einmal anderweitig – über das Trinken in einer Menge, die absolut nicht dem normalen, artgerechten Trinkverhalten von Katzen entspricht – aufnehmen (können) muss.